1878-1933

Die Studentenverbindung Landsmannschaft im Coburger Convent Saxo-Suevia zu Erlangen feiert im Jahre 2023 das 145. Jahr ihres Bestehens. Als Gründungsdatum gilt der 10. Februar 1878.

Die Geschichte der heute ca. 170 Mitglieder zählenden Verbindung geht auf verschiedene Wurzeln in vier Universitätsstädten im ausgehenden 19. Jahrhundert zurück: Berlin, Leipzig, Breslau und Jena.

In Erlangen tauchte die heutige Landsmannschaft erstmals im Jahre 1911 auf. In diesem Jahr fusionierten die Turnerschaft Saxo-Hansea Leipzig und die Landsmannschaft Guestphalia Berlin zur Landsmannschaft Saxo-Guestphalia Erlangen. Als erstes Domizil bezogen wir am heutigen Martin-Luther-Platz 6 eine Etage. Erst nach dem 1. Weltkrieg konnte 1921 ein eigenes Haus in der Bergstraße 13 erworben werden.

Parallel und vollkommen unabhängig von der Entwicklung Saxo-Guestphalias gründete sich am 10. Februar 1878 die Landsmannschaft Suevia Jena im beschaulichen Thüringen. Suevia spielte im Werden und Ringen der landsmannschaftlichen Dachverbände eine wichtige Rolle. 1901 erwarb sie die Gaststätte „Schöne Aussicht“ als Verbindungshaus und machte sich auf dem Mensurboden einen guten Namen. Im ersten Weltkrieg nahmen über 100 Mitglieder teil, 12 davon fielen an den Fronten in Ost und West.

Der dritte Zweig der heutigen Landsmannschaft entwickelte sich im damals preußischen Breslau mit der Gründung der Turnerschaft Suevia Breslau im Jahr 1885. Suevia entwickelte sich zu einer der maßgebenden Korporationen in Breslau und hatte schon während des Kaiserreichs mehrfach den Vorsitz in wichtigen studentischen Gremien. Im ersten Weltkrieg nahmen fast alle Mitglieder teil, zwanzig starben im Felde. In der Weimarer Republik knüpften sie an alte Traditionen an. Suevia war (Mit-)Gründerin verschiedener Organisationen, darunter der Breslauer Hochschulring. Das eigene Haus in der Parkstraße 27 konnte 1932 eingeweiht werden.

1933 bis 1945

Im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 waren drei Zweige heutigen Saxo-Suevia aktiv: die Landsmannschaft Saxo-Guestphalia Erlangen, die Landsmannschaft Suevia Jena und die Turnerschaft Suevia Breslau.

Unabhängig vom Hochschulort bedeute die Machtübernahme der Nationalsozialisten einen Bruch der althergebrachten Universitäts- und Studentenstruktur. Besonders für die Studentenverbindungen war es das endgültige Ende ihrer schon in der Weimarer Republik angekratzten Dominanz in der Hochschulpolitik. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) hatte nie das Ziel, den Korporationen ihren angestammten Platz an der Hochschule zu überlassen, auch wenn dies anfangs nicht in dieser Eindeutigkeit zu erkennen war. Ganz im Gegenteil: das im Mai 1935 neu eingeführte Studentenrecht etablierte das lange geforderte Mitspracherecht der „Deutschen Studentenschaft“ (DSt) und sah in der DSt einen Vertreter der Korporationen vor. Speziell den waffenstudentischen Korporationen wurde darin per Gesetz (!) erstmals überhaupt in der Geschichte die Mensur erlaubt.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurde über die institutionellen Eingriffe in die Verbindungstruktur, allen voran die Pflicht, das Führerprinzip einzuführen oder der verpflichtende SA-Dienst der jungen Studenten, hinweg gesehen. Bei den meisten Verbindungen so auch bei unseren drei Ursprungsbünden, blieb das Führerprinzip ein Papiertiger, das demokratische Conventsprinzip wurde beibehalten.

Alle drei Korporationen können institutionell weder für noch wider dem Nationalsozialismus eingestuft werden, wobei über alle drei Verbindungen hinweg eine rechtskonservative Grundhaltung vorhanden war. Unter den einzelnen Mitgliedern – auch innerhalb der einzelnen Verbindungen – hingegen gab es große Unterschiede, was auch zu Streitigkeiten und Austritten führte. Dies spiegelt sich auch im Lebenslauf der einzelnen Mitglieder wieder, so hatten wir vom „schweigenden Demokraten“ bis hin zum „überzeugten Nationalsozialisten“ alles vertreten. Auch das schwere Erbe, einen Massenmörder als ehemaligen „Bundesbruder“ bezeichnen zu müssen, tragen wir mit uns.

An den Universitäten regierte ab 1933 der NSDStB (über die Positionen in der DSt), der von seiner aggressiven Haltung gegen Korporationen schon Ende der 1920er Jahre abstand nahm, jedoch mit Machtergreifung sukzessive begann, die Korporationen zu entmachten. Die offizielle Auflösung der Studentenverbindungen erfolgte durch Rudolf Heß am 26. Januar 1936.

Bis dahin mussten im ersten Schritt sog. „Wohnkameradschaften“ auf den Verbindungshäusern eingerichtet werden, was auch in Jena, Breslau und Erlangen erfolgte. Die Einrichtung von Kameradschaftshäusern nach Richtlinien des NSDStB erlebten die Erlanger Saxo-Guestphalen schon nicht mehr, sie verkauften ihr Haus in der Bergstraße und beteiligten sich an einer Kameradschaft auf einem anderen Erlanger Verbindungshaus. In Jena und Breslau durften entsprechende Kameradschaften auf dem eigenen Verbindungshaus aufgebaut werden.

Ob es jüdische Mitglieder gab und in welcher Form mit ihnen umgegangen worden ist, kann aus der heutigen Aktenlage nicht rekonstruiert werden.

Im zweiten Weltkrieg fielen 6 Erlanger Saxo-Guestphalen, 20 Breslauer Schwaben und eine unbekannte Anzahl an Jenenser Schwaben. Das Verbindungshaus in Breslau wurde zwischenzeitlich vom Volkssturm besetzt, was noch übrig war, wurde in den letzten Kriegsmonaten von den Nachbarn geplündert. In Jena fiel das traumhaft gelegen Haus einer Bombe zum Opfer.

Zeitraum seit 1945

Nach dem zweiten Weltkrieg hatte keine der drei Verbindungen mehr ein Verbindungshaus in Besitz. Die meisten Bundesbrüder waren gefallen, verletzt, auf der Flucht, in Kriegsgefangenschaft oder versuchten ihre Existenz wieder aufzubauen. Studentenverbindungen waren in allen Besatzungszonen verboten. Breslau war kein deutsches Gebiet mehr und auch in der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, war an eine Reaktivierung nicht mehr zu denken. Somit waren die Landsmannschaft Suevia Jena und die Turnerschaft Suevia Breslau heimatlos geworden.

Suevia Jena sammelte sich in Bonn und rekonstituierte sich 1952 als Landsmannschaft Suevia Jena zu Bonn. Das Fehlen eines Verbindungshauses als Lebensmittelpunkt machte die Nachwuchsgewinnung schwierig. Als 1957 in Hamburg ein passendes Objekt in der Agnesstraße gefunden wurde, zog Suevia in die Hansestadt und nannte sich fortan Landsmannschaft Suevia Jena zu Hamburg.

Hingegen fand Suevia Breslau in Frankfurt am Main eine erste Unterkunft und kooperierte mit der dortigen Turnerschaft Alsatia. Das Verhältnis zerbrach Ende der 1950er Jahre und so beschloss Suevia, seine eigene Tradition wieder zu beleben. Sie beschloss eine Fusion mit der Hamburger Suevia, mit der sie neben dem Namen auch die Farben hellblau-weiß-schwarz gemeinsam hatte.

Die so entstandene Landsmannschaft Suevia Jena-Breslau zu Hamburg bestand von 1957 bis Ende der 1960er Jahre. Der ausbleibende Erfolg bei der Nachwuchsgewinnung führte zur Suspendierung der Aktivitas im März 1968 und Fusionsverhandlungen mit der ebenfalls an Nachwuchsproblemen leidenden Landsmannschaft Saxo-Guestphalia Erlangen.

Saxo-Guestphalia konnte schon 1949 wieder eröffnet werden. In den Anfangsjahren kneipte man im Gasthaus Nützel. 1957 wurde das bis heute als Lebensmittelpunkt geltende Verbindungshaus in der Löhestraße eingeweiht.

Mit der Fusion der beiden Landsmannschaften Saxo-Guestphalia Erlangen und Suevia Jena-Breslau zu Hamburg zur Landsmannschaft Saxo-Suevia zu Erlangen am 22. Februar 1969 wurde der Grundstein für unsere heute in bester Blüte stehenden Studentenverbindung gelegt.

Mit der Verschmelzung war auch der Bau eines Studentenwohnheimes neben dem Korporationshaus in der Löhestraße 19a möglich geworden, der 1971 in Anwesenheit von Vertretern der Universität vollendet werden konnte.

Im Präsidialjahr 1976/77 hatte Saxo-Suevia die große Ehre, dem Coburger Convent als Präsidierende voran zu stehen. Das Präsidialjahr wurde unter das Motto „Völkerfamilie Europa – Ziel ohne Alternative“ gestellt, wobei unser Bundesbruder Johannes Steinhoff – General a.D., hochrangiges Mitglied des NATO-Militärausschusses und überzeugter Europäer – hier maßgeblich als spiritus rector agierte. Auch später haben wir immer wieder prominente Redner für unsere Veranstaltungen gewinnen können. So hielten an unserem 125. Stiftungsfest (2003) als auch an unserem 130. Stiftungsfest (2008) die jeweiligen bayerischen Innenminister die Festrede.

Die heutige Landsmannschaft Saxo-Suevia ist nach wie vor eine pflichtschlagende Verbindung und hält das Lebensbundprinzip hoch. Saxo-Suevia ist Mitglied im „Coburger Convent der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen“. Wir sind weltanschaulich, religiös, politisch und erst recht in  wissenschaftlichen Fragen ungebunden und lehnen Extrempositionen ab.